SCHWEINFURT – Mit dem ein bisschen besseren Gefühl gehen wohl die Gäste in das mit Spannung erwartete Pokal-Viertelfinale am Dienstagabend, 19 Uhr. Während die Würzburger Kickers in der Nachspielzeit am Samstag zum so wichtigen 1:0-Sieg in Wiesbaden trafen, kassierte der FC Schweinfurt 05 nahezu zeitgleich in Heimstetten mal wieder völlig unnötig einen Gegentreffer bei einem Kellerkind zum 2:2-Ausgleich.
Tabellarisch bedeutet das in den Ligen für die beiden unterfränkischen Aushängeschilder, dass die Rothosen wieder Hoffnung schöpfen im Abstiegskampf der 3. Liga, kommenden Sonntag gegen Borussia Dortmund aber auf dem heimischen Dallenberg dringend nachlegen müssen. Und für die Schnüdel hat sich das mit den ohnehin kaum noch vorhandenen Titelträumen bei jetzt 18 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayreuth und dem Rückfallen auf Platz vier hinter Illertissen nun endgültig erledigt. Endgültig, endgültig, endgültig!
Illertissen wartet auf seinen Gast und Gegner im Pokal-Halbfinale. Der wird im Sachs-Stadion unter Flutlicht ermittelt. Nach der Partie ist Zeit für eine Bestandsaufnahme beim FC 05, der entweder mit diesem Zusatzwettbewerb eine nun nicht mehr unbedingt spitzenmäßige Punkterunde beschönigen oder gar krönen kann – oder der eben in die Rubrik „trostlos“ abfallen wird, mit Blick auf die dann folgenden noch 13 Regionalliga-Partien um eine noch nicht mal mehr goldene Ananas. Mit Beginn Samstag gegen Neuling SC Eltersdorf. Die Erlanger holten aus neun Auswärtsspielen 13 Punkte, die Schweinfurter aus deren zwölf gerade mal 15. Wenn jemand fragt, warum das mit der Titelverteidigung nicht klappt….
Trainer Tobias Strobl verwendet bei der Vorschau oft das Wort „Bringschuld“ gegenüber den Fans. Das gelte einerseits für die Würzburger („die haben mehr zu verlieren!“), weil die ja als Drittligist Favorit sind und das letzte Aufeinandertreffen im Pokal vor dreieinhalb Jahren sportlich verloren (um am Grünen Tisch weiter zu kommen). Aber es treffe auch für den FC 05 zu, „weil wir es leider in dieser Saison nicht so auf die Kette gebracht haben wie erwünscht“.
Auf 60:40 beziffert er die Aussichten zugunsten der Kickers. „Wir sind Außenseiter. Aber keiner, der chancenlos ist“, weiß Strobl. 54:13 Tore und 32 von 39 möglichen Punkten zuhause sprechen für die Schweinfurter Heimstärke, das magische Flutlicht kommt noch hinzu. Das letzte Match gegen einen Drittligisten endete im September 2019 mit einem Erfolg gegen den FC Ingolstadt, damals nach Elfmeterschießen, was notfalls diesmal wieder okay wäre.
Unten geht´s weiter…
Luis Zwick war damals dabei. „Es ist nun aber mein erstes Spiel gegen die Kickers. Von der Rivalität habe ich schon viel gehört. Wir sind extrem heiß“, sagt der Keeper und Kapitän, der mit Dundee United zu seiner zeit in Schottland bereits den Ligapokal gewonnen hat. Der 27-Jährige muss freilich auch zugeben, dass die Partien in Nürnberg und zuletzt Heimstetten herbe Dämpfer waren. Doch Zwick erkennt den Lauf der Bayreuther dennoch neidlos an.
Strobl sieht „hohe Wucht auf uns zukommen“, zumal durch einen Gegner mit nun wieder mehr Selbstvertrauen. „Wir werden wohl dazu gezwungen, eklig verteidigen zu müssen. Diese Phasen, in denen wir leiden müssen, können wir aber mit unseren Zuschauern überstehen“, hofft der am Montag beim Trainer-Lehrgang in Köln weilende Coach, der kurz nach der Online-PK das Vergnügen hatte, auf den FC-Coach Steffen Baumgart zu treffen.
Strobls Co Jan Gernlein hat die Kickers studiert. Adam Jabiri verkraftete den Einsatz in Heimstetten gut, hinter Lukas Billick steht noch ein Fragezeichen. Soviel zum Thema Personal. Sollte bis zum Anpfiff das Strafmaß für Nico Rinderknecht für dessen rot nach Hand auf der Linie feststehen, so darf der Verteidiger im Pokal spielen. Die Schnüdel werden vorne nur zwei der vier Stürmer von Beginn auflaufen lassen, Jannik Schuster fehlt einzig noch vom Stamm zuletzt.
Und damit ist alles gesagt vor der Mutter aller Derbys. Angesichts der politischen Weltlage verbieten sich Auseinandersetzungen auf den Rängen. „Es ist die schönste Nebensache der Welt. Die Fans sollen das Spiel zu einem Fußballfest machen“, hofft Tobias Strobl. Um 17 Uhr öffnen die Tore, an der Abendkasse gibt es wohl nur noch Stehplatztickets. Rund 3000 Karten waren bis Montagmittag verkauft. Knapp 7500 Zuschauer dürften ins Sachs-Stadion, mit mehr als 4000 wird gerechnet. Eine geile Kulisse!
Unsere 12 Bilder zeigen Szenen der letzten Pokalpartie im Frühherbst 2018, als der FC 05 sportlich gewann, die Kickers aber weiter kamen, weil die Schnüdel einen U23-Spieler zu wenig auf dem Bogen stehen hatten… Kurz danach traf der sportliche Leiter und frühere Coach Gerd Klaus zurück…