WÜRZBURG. Für Willi Dürrnagel und Altoberbürgermeister Jürgen Weber war die 34.Stadtratssitzung in dieser Wahlperiode eine ganz besondere. Oberbürgermeister Christian Schuchardt ehrte seinen Vorvorvorgänger im Amt und den insgesamt achtmal wiedergewählten Stadtrat Dürrnagel 50 Jahre nach ihrer ersten Sitzung im Stadtrat 1972.
Seitdem haben beide eine beeindruckende kommunalpolitische Karriere hingelegt. Dürrnagel erarbeite sich insbesondere im Bereich Stadtgeschichte und Denkmalpflege einen großen Ruf. Seine private Sammlung an Wirciburgensia wächst ständig weiter. Doch der ÖDP-Stadtrat, der auch schon fünf weiteren Fraktionen angehörte, weil er sich nicht „verbiegen lassen möchte“, ist nicht nur Sammler, sondern auch Vermittler. Bei unzähligen Stadtführungen steckt er mit seiner Begeisterung für Würzburgs Geschichte viele Bürgerinnen und Bürger an.
Rekordverdächtig ist auch sein Wirken in Würzburgs Vereinen. Fast 60 Vereinen und Initiativen dient oder diente er, oft sogar als langjähriger Vorsitzender wie im Initiativkreis zur Erhaltung historischer Denkmäler, der Europa-Union Würzburg, dem Turnverein Würzburg von 1873, dem Post-Sportverein, der AG Grüner Kreis, der Dauthendey-Gesellschaft, dem Blindenobsorgeverein oder dem Verschönerungsverein. Die Stadt ehrte Dürrnagel entsprechend bereits mit dem Tanzenden Schäfer, dem Silbernen Ratsbecher, dem Ehrenring und der Lindahl-Medaille in Gold.
Jürgen Weber gehört ebenfalls seit 1972 dem Würzburger Stadtrat an. Seine Karriere verlief noch einmal steiler und führte bereits nach fünf Jahren zum CSU-Fraktionsvorsitz. 1978 wurde Weber als hauptamtlicher Bürgermeister unter anderem zuständig für Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Sport sowie ab 1981 zusätzlich für die städtischen Liegenschaften. Die Leitung des Finanz- und Wirtschaftsreferats war dann schließlich die letzte prominente Zwischenstation vor zwei Amtszeiten als Oberbürgermeister der Stadt Würzburg. Schuchardt würdigte die Umweltpolitik, den Ausbau des ÖPNVs, der Fußgängerzone sowie von Gewerbe- und Wohngebieten und Projekte wie Kulturspeicher oder den Bau des Congress Centrums, die mit Webers Namen verbunden bleiben.
Von der intimen Kenntnis der städtischen Verhältnisse und der vorbehaltlosen Liebe zu Würzburg profitierte laut Schuchardt die Stadt auch noch in den vielen Jahren als der Gründer und Vorsitzende der Würzburger Liste sich wieder als „einfacher Stadtrat“ einbrachte. Zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland honorierten den lebenslangen Einsatz. Die Stadt verlieh bislang das Goldene Stadtsiegel, die Lindahl-Medaille in Gold, den Titel Altoberbürgermeister, den Tanzenden Schäfer, den Ehrenring, die Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters und den Silbernen Ratsbecher.
Zu den vielen Auszeichnungen der Vergangenheit gesellt sich nun jeweils noch eine Radierung des Künstlers Harald Schmaußer. Oberbürgermeister Schuchardt überreichte die gerahmten Würzburg-Motive vor einem applaudierenden Stadtratsgremium. Altbürgermeister Weber dankte in einem launigen Rückblick, allen Wegbegleitern in der Kommunalpolitik, von denen er viel lernen konnte und die ihm halfen sein heutiges Würzburg-Wissen anzuhäufen: „Ich kam einmal als Lehrling“.