WÜRZBURG. Der Bayerische Staatsempfang markierte in diesem Jahr fast schon den
Schlussakkord des Würzburger Mozartfestes. Vor der abschließenden Jupiternacht am Sonntag in der Blauen Halle war am Samstag die Residenz noch einmal die prachtvolle Kulisse für einen Auftritt der Amsterdam Sinfonietta verstärkt durch Solist Daniel Lozakovich an der Violine. Bei Rekordtemperaturen geriet der Gang über den Roten Teppich zu einem ausgiebigen Sonnenbad. Hüte, und Fächer waren gefragte Accessoires. Bürgermeisterin Judith Jörg begrüßte in der kraftvollen Abendsonne die Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach, die den Ministerpräsidenten bei diesem kulturellen Höhepunkt vertrat.
Gerlach brachte in ihrer Rede im Gartensaal ihre Wertschätzung für die Arbeit des Festivalteams zum Ausdruck, das durch innovative Formate wie beispielsweise das MozartLabor alle Generationen anspreche und das Kulturleben vielseitig bereichere. Gemäß dem Jahresmotto „Alles in einem: Freigeist Mozart“ dachte die Ministerin darüber nach, wie wohl heute Mozarts Wahrnehmung in der Gesellschaft wäre. Wahrscheinlich würde man in als einen kreativen Freelancer betrachten, der sich nicht um Konventionen schert, der perfekte Visionär für ein erfolgsversprechendes Ein-Mann-Start-Up.
Es wäre nur logisch, wenn in der Spielzeit nach dem 100. Geburtstag des Festivals in diesem Jahr alles wieder eine Nummer kleiner ausfallen würde, doch nachdem im letzten Jahr die Pandemie den Veranstaltern das Leben noch sehr schwer machte, standen 2022 alle Zeichen wieder auf Entspannung und Lockerungen. So kamen bei einem breitgefächerten Programm wieder deutlich mehr Klassik-Freunde auf ihre Kosten. Streng
genommen nicht nur Klassik-Freunde. Auch an den Schnittstellen zu Jazz, Weltmusik oder Soul gibt es immer neue Formate, die sich mal explizit, mal recht souverän auf den Salzburger Komponisten beziehen. Die Veranstalter überschlugen am Samstag die finale Ticket-Zahl mit rund 35.000 und können sich somit über eine Auslastung von rund 88 % freuen. Genau abgerechnet wird später, zumal der „Blaue Eumel“ noch im Juli im
Würzburger Umland unterwegs ist und somit das Mozartfest als mobile Bühne noch etwas verlängert.
Am Samstag war Mozarts Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur (KV 219) eingebettet in ein Programm der Komponisten Locatelli, Tschaikowski und Boccherini. Das Orchester aus den Niederlanden unter der Leitung von Candida Thompson war bereits mehrfach in Würzburg zu Gast, für Geiger Lozakovich war es die Premiere beim Festival. Wenn man sich am Applaus im Kaisersaal und im Weißen Saal orientiert, folgen hoffentlich noch viele weitere Auftritte des 21-Jährigen, der bereits mit neun Jahren sein Konzertdebüt gab. Fühlt man sich da nicht automatisch an musikalische Genies wie Mozart erinnert?