Freitag, 29. März 2024
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Gelungene Premiere im Jahr 2022: Kulturpreis des Landkreises Würzburg erstmals an Künstlerinnen und Künstler vergeben

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LANDKREIS WÜRZBURG. Es war eine „Weltpremiere“, wie Landrat Thomas Eberth betonte: Zum ersten Mal hat der Landkreis Würzburg den Kulturpreis „echt kultig“ an verdiente Akteure und Vereine aus der regionalen Kulturszene verliehen. „Es gibt unglaublich viele Menschen in unserem Würzburger Land, die kulturelle Angebote organisieren, Erlebnisse schaffen und den Bürgerinnen und Bürgern zugänglich machen“, führte Eberth zu Beginn des Ehrenabends aus. „Mit dem Kulturpreis des Landkreises Würzburg wollen wir den Facettenreichtum unserer Kulturszene sowie das große Engagement sichtbar machen, um eben die Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, die sich um Kunst und Kultur besonders verdient gemacht haben.“

Vom Applaus alleine könnten Kulturschaffende allerdings nicht leben und ihre Motivation erhalten, so Eberth weiter. Daher sei er stolz und dankbar, dass der Kreistag Kulturangebote in der Region jährlich mit einem Budget in sechsstelliger Höhe fördere – und seit diesem Jahr auch den Kulturpreis und die damit verbundenen Preisgelder in Höhe von insgesamt 4.000 Euro zur Verfügung stelle. In einer bewegenden Feierstunde im Kulturzentrum Kartoffelkeller in Giebelstadt wurden nun die Preisträgerinnen und Preisträger geehrt. Das junge Gesangs- und Gitarrentalent Moritz Eckert aus Eisingen, Preisträger des Bundes- und Landeswettbewerbs Jugend musiziert, umrahmte die Verleihung mit großartigem Spiel und Gesang.

Johannes Wolf: Aufsehenerregende Pionierarbeit in Aub

Jurymitglied Andi Schmitt, der Vorsitzende der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens VKU, hob das Lebenswerk von Johannes Wolf aus Aub hervor. Der Musikpädagoge, den es im Zuge seines Studiums in den 1970er Jahren an der Hochschule für Musik in Würzburg eher zufällig nach Aub verschlagen hatte, habe über die Jahrzehnte hinweg eine „aufsehenerregende kulturelle Aktivität“ in und um die kleine Stadt an den Tag gelegt. Unter anderem als Mitbegründer des Kulturvereins „Ars Musica Aub“ und ehrenamtlicher kommunaler Kulturbeauftragter habe er Pionierarbeit geleistet.

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In Aub stellte er energisch aber auch mit jahrzehntelanger Ausdauer eine Vielzahl von Projekten auf die Beine: Als Leiter des Auber Sängerkranzes verlieh er dem Traditionsverein neuen Schwung. Zudem engagierte er sich als Stadtrat, „da es ohne die Politik ja auch nicht geht“. Aus seinem Einsatz für das Fränkische Spitalmuseum Aub entstand die Reihe „Musik in fränkischen Spitalkirchen“ gemeinsam mit den Gemeinden Ochsenfurt, Bad Windsheim und Röttingen. Zu den besonderen Errungenschaften von Johannes Wolf zählen außerdem das Etablieren der Auber Prozessionsnacht, die Komposition von „Der Schleierflug“ anlässlich des 600-jährigen Stadtjubiläums, die Stadtoper „Der Weg des Pilgers“ sowie „Der Weg der Kunigunde“, eine Kunstprozession von Aub nach Bamberg.

Die enorme Bedeutung der unzähligen Engagements von Johannes Wolf liege aber darin, dass er die große Leidenschaft für die Kultur insbesondere der Musik stets mit seinen Mitmenschen teilen wollte. „Er hat mit seinem Schaffen eben nicht nur eine künstlerische Elite, sondern die gesamte Bevölkerung erreicht. Dafür gebührt ihm dieser wohlverdiente Preis und unser aller herzlichster Dank“, schloss Andi Schmitt. Die Auszeichnung für Johannes Wolf ist mit 1000 Euro dotiert.

Arbeitskreis Kultur Zell am Main: Kulturmeile als Aushängeschild

Der zweite Kulturpreis 2022 und damit ein Preisgeld von 1500 Euro wurde an den Arbeitskreis Kultur Zell am Main verliehen. Aus einer kleinen Keimzelle sei dort inzwischen eine Erfolgsgeschichte von überregionaler Bedeutung geworden, betonte Juror und Kreisrat Thomas Hoffmann.

Ziel des Vereins sei es gewesen, die im Ort ansässige Kulturlandschaft, ehrenamtlich Engagierte und die Verwaltung der Marktgemeinde in eine gemeinsame Richtung zu lenken. Die daraus entstandene Kulturmeile, die alle zwei Jahre stattfindet, sei inzwischen aber für den gesamten Landkreis Würzburg zum Aushängeschild geworden. Sowohl seitens der Künstler als der Tausenden von Besuchern erhalte man inzwischen überregional Zuspruch. Das kulturelle Angebot nehme aber auch weitere Formen an, etwa bei Kulturveranstaltungen im Kulturkeller, Ausstellungen im Rathaus und in der Kelterhofscheune sowie einem Weihnachtshauskonzert in der Galerie Bögeholz.

„Ein riesiges Dankeschön auch von meiner Seite an den Arbeitskreis Kultur, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat, die in toller Zusammenarbeit zu dieser Kulturentwicklung in Zell am Main beigetragen haben“, schloss Hoffmann.

Historienspektakel der Festspielgemeinschaft Florian Geyer Giebelstadt

Die dritte Auszeichnung an diesem Abend übergab die stellvertretende Landrätin Karen Heußner an die Festspielgemeinschaft Florian Geyer e. V. aus Giebelstadt. Denn der Verein bewegt sich in einem ganz besonderen Spannungsfeld: Zum ersten Mal führten die Stadtbewohner 1925 ein Theaterstück über den Reichsritter Florian Geyer von Giebelstadt auf – zum 400-jährigen Gedenkjahr an die Bauernkriege. Unproblematisch ist die Entwicklung des Stückes aber seitdem nicht. Unter der Mitwirkung des inzwischen für seine Beteiligung an NS-Propaganda umstrittenen Heimatdichters Nikolaus Fey wurde das Stück neu aufgelegt und später durch das nationalsozialistische Weltbild vereinnahmt – und schließlich noch vor Kriegsbeginn 1939 nicht mehr aufgeführt.

Der 1979 gegründeten Festspielgemeinschaft Giebelstadt sei es vor allem unter dem Wirken des früheren Chefdramaturgen des Würzburger Stadttheaters Renier Baaken gelungen, den ideologisch aufgeladenen Stoff aus der NS-Zeit gleichzeitig von seinen nationalsozialistischen Inhalten zu befreien und regionale aber weiter über die Region bedeutende Geschichte wieder unterhaltsam erlebbar zu machen. Mit atemberaubender Pyrotechnik, galoppierenden Pferden auf der Bühne wurde der Heldenepos des einstigen Landadligen mit historischer Genauigkeit überarbeitet und mit einer „gehörigen Portion Action“ neu geschaffen. Des Weiteren bestehe ein Großteil des inzwischen rund 150 Personen umfassenden Vereins aus Ehrenamtlichen und mache Kultur und die Beteiligung an deren Entstehung so auf breiter Ebene niederschwellig zugänglich. Mit dem 2022 uraufgeführten Musical „Zobels Zoff“ habe man zudem eine komplett neue Facette der Bühnenarbeit im Landkreis geschaffen.

Nicht zuletzt bereichert die Festspielgemeinschaft die Kulturlandschaft des Landkreises Würzburg auf unverwechselbare Weise und höchstem Niveau. „Jede einzelne der angeführten Tatsachen wäre bereits preiswürdig. Zusammen betrachtet beweisen sie, welch enormer Gewinn für das kulturelle Leben im Landkreis von der Festspielgemeinschaft geboten wird“, schloss Karen Heußner. Auch diese Auszeichnung ist mit 1500 Euro Preisgeld dotiert.

Landrat Thomas Eberth dankte schließlich allen Beteiligten. „Die heute ausgezeichneten Menschen und die erhaltenen Preise sollen auch andere motivieren, kulturell aktiv zu sein, damit die Kunst- und Kulturszene im Landkreis Würzburg weiter solche Früchte trägt“, so Eberth. „Solange wir solche Kulturschaffende, wie die heute geehrten, um uns haben, muss uns um den Bestand und die Weiterentwicklung der Kunst und Kultur im Landkreis Würzburg nicht bange sein.“

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