Dienstag, 26. November 2024
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Kitzinger Obstland – Broschüre zu „Beispielhaften fränkische Obstlandschaften“ erschienen

LANDKREIS KITZINGEN. Landrätin und Vorsitzende des Landschaftspflegeverbandes Tamara Bischof freut sich: „Der vorliegende Bericht zeigt, wie reich unser Erbe ist. Er zeigt auf, wie wir gut mit diesem Erbe umgehen können, um den Reichtum an Sorten und Sinneseindrücken auch für nachfolgende Generationen zu erhalten und zu mehren.“

Seit 2018 bearbeiteten der Landschaftspflegeverband Kitzingen und die Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege das LEADER-Projekt „Fränkische Obstlandschaften“. Es wurde erhoben, wo und wie Obstbäume im ganzen Landkreis in der Landschaft vorkommen. In einem eigenen Projekt, gefördert über den Naturschutzfond Bayern, wurden die Bäume und Sorten in 16 Schwerpunktgebieten verteilt über den Landkreis bestimmt und kartiert. Bis Ende 2019 fanden Workshops und Gesprächsrunden mit Baumbesitzern und Kümmerern statt. Jetzt sind die Ergebnisse und vor allem Handlungsempfehlungen in einer Broschüre zusammengefasst. Die Broschüre kann online unter www.kitzingen.de/Obstland heruntergeladen werden, oder als gedruckte Fassung über landschaftspflegeverband@kitzingen.de bestellt werden.

Ausgangspunkt für die genauere Betrachtung des Themas war, dass Obstbäume und Obstbau viele Menschen von der bedeutenden Obstkultur und vielfältigen Sorten im Landkreis erzählten, aber wenig Konkretes bekannt war. Es war nicht klar, wo welche Bäume vorhanden sind, wie und ob sie genutzt und gepflegt werden. Der Landschaftspflegeverband Kitzingen ist Mitglied in der Main-Streuobst-Bienen eG, die ihren Sitz im Landkreis Würzburg hat. Doch die Besitzer- und Baum-Strukturen im Kitzinger Land passten nicht recht zu den Anforderungen der Genossenschaft.

Aufgrund der Förderung im EU-Programm LEADER, zur Entwicklung ländlicher Räume, sollte die Obstkultur beispielhaft untersucht werden, so dass auch andere Regionen Erkenntnisse ableiten können. Der Landkreis Kitzingen ist ein trocken-heißes Gebiet zwischen Main und Steigerwald, er umfasst acht naturräumliche Einheiten und Untereinheiten, ist also sehr vielfältig strukturiert, auf kleinem Raum. Hinzu kommen die Auswirkungen der zersplitterten Herrschaftsverhältnisse auf die Landeskultur, bis in die frühe Neuzeit. Aus diesen Rahmenbedingungen kann erklärt werden, wo die Obstkultur heute steht.

Tatsächlich zählte vor allem der zentrale Teil des Landkreises Kitzingen lange zu den bedeutenden Obstbaugebieten Deutschlands, vor allem wurden Zwetschgen angebaut. Davon ist sehr wenig übriggeblieben. Viele Flächen sind mittlerweile überbaut. Es gibt Baumrelikte dieser alten Kulturlandschaft und Nutzungsweise, allerdings mit schlechten Entwicklungsaussichten. Einige Betriebe haben sich spezialisiert und betreiben modernen Obstbau. Auch die alten Zwetschgen- und Quittenbestände bilden keine typischen Bilder von „Streuobstwiesen“, die Stämme sind eher niedrig und die Baumkronen klein.
In den agrarisch strukturierten Gebieten, dort wo Obst zur Selbstversorgung diente, sind die Bestände erstaunlich stabil geblieben. Hier finden sich einige sehr alte und beeindruckend große Bäume, vor allem Birnen. Es sind oft nur Einzelbäume, oft über Ackerland, statt Wiesen. Eine fränkische Besonderheit sind wohl die Zwetschgenhecken in der Landschaft. Die Obstbäume sind standortheimisch geworden, werden aber auch genutzt. Überraschend war die Menge und die Sortenvielfalt der Straßenbäume, die aber nur strichprobenartig bestimmt werden konnten. In der Sortenwahl lassen sich wohl die früheren Landkreisgrenzen noch ablesen, mit den Vorlieben der Obstberater. Bedeutend sind noch die Obstbestände innerhalb der Siedlungsfläche. Dazu gehören die historischen Ortsränder mit Obstbaumgürteln und Obstbäume der früheren Obstäcker, die nun bebaut sind, also Obstbäume in Wohngärten.

Für die 5 Handlungsfelder Pflegen, Neupflanzen, Wissen, Klima und Biodiversität und Verarbeitung wurden Strategien und Maßnahmen abgeleitet, die helfen können, die Obstkultur in ihrer Breite zu fördern, unter den heutigen Bedingungen. Es leben und arbeiten immer weniger Menschen in der Landwirtschaft, Obst ist über das ganze Jahr verfügbar geworden. „Was vom Einkaufswagen oder aus dem eigenen Garten auf den Teller kommt, formt unsere Landschaft mindestens ebenso stark wie Landwirtschaft, Gartenbau und Siedlungswesen,“ sagt Landrätin Tamara Bischof. Jede Bürgerin, jeder Bürger ist gefragt!

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