Montag, 25. November 2024
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Landkreis Bad Kissingen: LEADER-Projekte mit Vorbildcharakter

LANDKREIS BAD KISSINGEN. Kreischende Kinder, die mit bloßen Füßen über Steinplatten rennen; ein lautes „Platsch“, gefolgt von einer kleinen Fontäne; dazu der Geruch nach Sonnencreme, Pommes und Chlor: Willkommen zurück in der Kindheit. Als viele kleine Freibäder zum Schwimmen, Spielen und Entspannen einluden.

Einige dieser Bäder gibt es heute nicht mehr, sie mussten schließen, weil sie unrentabel waren oder weil eine dringend notwendige Sanierung zu viel Geld verschlungen hätte. In Aura an der Saale aber wollte man sich von seiner kleinen Oase nicht trennen: Als das alte Freibad eine Sanierung dringend nötig hatte, ist man neue Wege gegangen. Bei der Planung wurden die Bürgerinnen und Bürger aktiv mit einbezogen.

Das Naturbad Aura wurde im Juli 2013 eröffnet. Bürgermeister Thomas Hack (2. von rechts) erläutert, wie die Bürgerinnen und Bürger in das Projekt mit einbezogen wurden. Von links: Moritz Kirchesch (Moderator), Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Manuela Rottmann, Landrat Thomas Bold sowie Moderator Stefan Kämper (rechts). Fotos. Landkreis Bad Kissingen/N. Bachmann

Biologische Filterung, Ökostrom, barrierefrei

Im Juli 2013 wurde das neu gestaltete Naturerlebnisbad eröffnet, es basiert ganzheitlich auf Nachhaltigkeit. Durch die biologische Filterung wurden die Betriebskosten, verglichen mit einer konventionellen Anlage, deutlich gesenkt. Eine Photovoltaikanlage produziert Ökostrom, mit dem die gesamte Technik betrieben werden kann. Dank des barrierefreien Zugangs kann das Bad von allen Menschen generationenübergreifend genutzt werden. Auch der Wasserspielplatz und eine Wasserrutsche machen einen Aufenthalt im Naturbad Aura zum Erlebnis. Geleistet wird damit auch einen Beitrag, den Ort als attraktive Gemeinde im ländlichen Raum zu stärken. (Mehr Infos: www.naturbad-aura-saale.de).

Finanziert wurde das Naturbad mit Fördermitteln aus dem EU-Programm LEADER, mit dem das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die ländlichen Regionen Bayerns auf ihrem Weg einer selbstbestimmten Entwicklung begleitet – getreu dem Motto „Bürger gestalten ihre Heimat“. Das Projekt wurde nun im Rahmen der zentralen Bundeskonferenz LEADER vorgestellt, zu der die Deutsche Vernetzungsstelle Ländlicher Räume (DVS) am 5. und 6. Mai geladen hatte. Anlass war der Wechsel von der noch laufenden in den Beginn einer neuen Förderperiode.

Drei Projekte wurden in Live-Schalten vorgestellt

Als „Gastgeber“ des Symposiums war bereits zum vierten Mal die Lokale Aktionsgruppe Leader (LAG) Bad Kissingen ausgewählt worden. Während die vorherigen Konferenzen mit über 250 Teilnehmenden aus dem Bundesgebiet in Bad Kissingen stattfanden, wurde die Veranstaltung dieses Jahr virtuell mit Live-Schaltungen aus der Gastgeberregion durchgeführt – mit rund 300 Teilnehmenden. Diese lernten drei Projekte der LAG Bad Kissingen vor Ort kennen, die erfolgreich im Rahmen des LEADER-Programms umgesetzt werden konnten – neben dem Naturbad Aura waren das die Genussbrennerei Lutz (Windheim) und aus der aktuellen Förderperiode der Rhönexpress Bahnradweg.

Wenn aus einer stillgelegten Bahnstrecke ein Radweg wird: Der Rhönexpress Bahnradweg wird mit LEADER-Mitteln gefördert. Von links: Moritz Kirchesch (Moderator), Uwe Schmidt (Allianzmanager Brückenauer Rhönallianz), Bürgermeister Gerd Kleinhenz, Stefan Kämper (Moderator), Cordula Kuhlmann (Leitung Regionalentwicklung Landkreis Bad Kissingen), Landrat Thomas Bold.

In der Tatsache, dass die LAG Bad Kissingen erneut als Gastgeber der Bundeskonferenz ausgewählt wurde, sieht Landrat Thomas Bold eine Bestätigung der über 20 Jahre währenden kontinuierlichen und engagierten Arbeit der Akteure. Zudem lobt er „das hervorragende LEADER-Management“. „Unsere LEADER-Projekte sind oft ihrer Zeit voraus. Bereits 2005 und 2006 haben wir beispielsweise mit dem eigens neu entwickelten „Rhöner Energie Check“ Hauseigentümer dabei unterstützt, die energetische Situation ihrer Gebäude einzuschätzen und Energieeinsparungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen.“ Die Projekte der LAG Bad Kissingen zeichnen sich darüber hinaus durch eine hohe Nachhaltigkeit aus – sie werden auch nach Abschluss der jeweiligen Förderzeiträume fortgeschrieben und haben Vorbildcharakter. „So hat das Projekt „Berufsorientierungsnetzwerk Wirtschaft-Schule im Landkreis Bad Kissingen“, das von 2008 bis 2010 lief, ein völlig neues System der Berufsorientierung an Mittelschulen entwickelt und als Pionierleistung damit Standards entwickelt und gesetzt, die auch heute noch gültig sind und vielfach Nachahmer gefunden haben“, erklärt Landrat Bold.

Wichtiger Motor für die Region

„Wir freuen uns sehr wieder Partner der Bundeskonferenz LEADER sein zu dürfen. Das neue Format der Konferenz mit Live-Schaltungen und Digitalvorträgen ist bei allen toll angekommen und zeigt auch hier wieder den Innovationsgeist und Gestaltungswillen von LEADER“, so Cordula Kuhlmann, Leitung der Regionalentwicklung des Landkreises Bad Kissingen. „Das EU-Förderprogramm ist für unsere Region ein wichtiger Motor, durch den wir neue Entwicklungen voranbringen, Ideen schmieden und Netzwerke aufbauen können. Mittlerweile konnten wir fast 90 Projekte umsetzen, von transnationalen bis zu lokalen Projekten, weitere sind in Vorbereitung. Oft sind die LEADER-Projekte dabei auch Impuls für weitere Vorhaben oder setzen selbst Richtmaße wie z.B. bei den Projekten rund um die Dachmarke Rhön, das Bäderland oder den HOCHRHÖNER oder auch die verschiedenen Kultur- und Museumsprojekte. Alle Projektträger eint eine außerordentliche Leidenschaft für ihr Projekt, und ohne LEADER würde uns schon sehr etwas fehlen.“

Auch Dr. Manuela Rottmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, lobte das außerordentliche Engagement der Akteure. Die Abgeordnete war bei zwei der drei Live-Schalten vor Ort und gab den Bürgerinnen und Bürgern einen Rat mit auf den Weg: „Wenn es ein ähnliches Projekt wie das, das ihr plant, bereits gibt: Fahrt dorthin, schaut es euch an – dann bekommt ihr ein ganz anderes Gefühl dafür.“ An die Entscheider appellierte sie: „Die Leute vor Ort wissen am besten, was bei ihnen funktioniert. Sie haben tolle Ideen, wie sie die Besonderheit ihrer Region nach außen tragen können. Gebt den Menschen mehr Raum, ihre Ideen zu verwirklichen!“

Zu Gast in der Genussbrennerei Lutz, wo durch Leader-Mittel eine neue Verschlussbrennerei entstanden ist (von links): Moderator Stefan Kämper, Inhaber Andreas Lutz, Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Manuela Rottmann, Landrat Thomas Bold, Bürgermeister Florian Atzmüller und Moderator Moritz Kirchesch.
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