SCHWEINFURT. Was denkst du, brauchen wir für den Salbenverband? Eine Frage, die Jule ohne zu zögern beantworten kann: „Eine Kompresse, Verbandsmaterial und Leucosilk.“ Sie ist Schülerin und nimmt an der Schnupperwoche der Berufsfachschule für Pflege am Krankenhaus St. Josef teil. Heute ist ihr dritter Tag auf Station. An ihrer Seite: Mentorin Latasha. Die junge Frau hat vor wenigen Tagen ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen und ist begeistert von Jules Einsatz. „Sie ist total motiviert und sehr interessiert“, lautet ihre Einschätzung. Deshalb darf die Schnupperpraktikantin heute auch einen Verband anlegen.
Zunächst besprechen die beiden den Arbeitsablauf, holen die nötigen Utensilien und gehen dann zum Patienten. Berührungsängste hat Jule keine. „Am ersten Tag war ich noch unsicher“, gibt sie offen zu. Doch bereits am zweiten Tag hat sie einen Patienten unter Aufsicht gewaschen. Nun darf sie einen Verband anlegen, unter der fachkundigen Anleitung von Latasha. Anschließend gehen die beiden zum Stations-Stützpunkt, um das Erledigte zu dokumentieren. Auch hierbei übernimmt Schülerin Jule den aktiven Part, während Latasha erklärt, was wie eingetragen wird.
Die Schnupperwoche für Schülerinnen und Schüler ab der achten Klasse wird im Krankenhaus St. Josef bereits zum dritten Mal in Folge angeboten. „Wir wollen den Jugendlichen den Beruf des Pflegefachmanns, der Pflegefachfrau näher bringen“ sagt Elmar Pfister, der die Berufsfachschule am „Josefs“ leitet und das Projekt verantwortet. Fünf Tage – von Montag bis Freitag – umfasst die Schnupperwoche. „Am ersten Tag lernen die Schülerinnen und Schüler das Krankenhaus und die Schule kennen und erhalten viele Informationen“, erzählt der Schulleiter. Die darauffolgenden drei Tage sind sie auf den Stationen tätig und betreuen mit ihren Mentoren einen Patienten. Der letzte Tag dient zum Reflektieren und Auswerten des Erlebten.
Das Konzept kommt bei den jungen Leuten an – sowohl bei den Schnuppernden als auch bei den Mentoren. „Es ist schön, die Sachen, die man gelernt hat, weiterzugeben“, sagt Latasha. Zudem sei man nicht in das straff durchgeplante Tagesprogramm der Station eingespannt, sondern könne mit dem Praktikanten den Patienten versorgen. „Wir können uns viel Zeit nehmen und sind frei in der Gestaltung des Tages“, fügt sie hinzu. Vieles machen die Teams alleine, manches aber auch gemeinsam. „Wir haben uns ein Quiz ausgedacht“, verrät Latasha und macht sich mit Jule auf den Weg in das dafür vorgesehene Klassenzimmer in der Berufsfachschule.
Unzählige Utensilien breiten sie und zwei andere Mentorinnen auf einem Tisch aus – allesamt Dinge von der Station: Insulinnadeln, Überleitungskanülen, Zäpfchen, Blutentnahmeröhrchen …. Dann legen sie noch Kärtchen mit Begriffen dazu. „Die Schnupperpraktikanten müssen zuordnen, wie welches Utensil heißt.“ Und schon gibt Latasha den Startschuss. Jule und drei weitere Schnupperpraktikanten legen mit Eifer los. Nur zwei Minuten und 20 Sekunden brauchen sie, um die Aufgabe zu lösen. „Ihr wart sogar schneller als gestern“, lobt Latasha.
„Ich wollte schon immer ins Krankenhaus“, erzählt Jule, weshalb sie an der Schnupperwoche teilnimmt. Dass sie dafür die erste Ferienwoche opfert, findet sie nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: Die Woche hat sie in ihrem Vorhaben bestärkt, einen Pflegeberuf zu ergreifen. „Ich möchte gerne was mit Babys oder Kindern machen, vielleicht werde ich Kinderkrankenschwester“, erzählt sie. Eine andere Schnupperpraktikantin sagt: „Ich werde nicht in die Pflege, sondern länger in die Schule gehen und dann Medizin studieren.“ Andere hingegen sind noch unschlüssig. Dennoch hat den meisten die Woche gut gefallen. „Das Schönste war, die Dankbarkeit der Patienten zu spüren“, schrieben viele in ihre Bewertungsbögen