Montag, 04. November 2024
StartAllgemeinOnline-Vorträge zu naturnaher Garten- und Balkongestaltung - Fast 200 Orchideen am Uniklinikum...

Online-Vorträge zu naturnaher Garten- und Balkongestaltung – Fast 200 Orchideen am Uniklinikum Würzburg umgesiedelt

WÜRZBURG – Pünktlich zum Start der Gartensaison beginnt in der städtische Umweltstation das Veranstaltungsprogramm rund um die naturnahe Gartengestaltung mit drei Online-Vorträgen am 22.03. über Blühflächen und am 24.03. über heimische Wildstauden, gefolgt von einer Veranstaltung am 07.04., die sich speziell dem Gärtnern auf Balkonen und Terrassen widmet. Alle Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr und sind kostenfrei.

Die Umweltstation bietet bereits seit mehreren Jahren Vorträge und Workshops zum naturnahen gärtnern an, die sich einer steigenden Beliebtheit erfreuen. Und dies aus guten Gründen: zum einen wächst das Bewusstsein für den Klimawandel und die Gefährdung der biologischen Vielfalt, zum anderen zeigen sich die Auswirkungen dieses Wandels auch in vielen Gärten. Das Fernbleiben schöner und nützlicher Insekten oder vertrocknete Pflanzungen im Sommer sind deutliche Zeichen.

Die naturnahe Gestaltung ansehnlicher und trockenheitstoleranter Gärten oder Balkonbeflanzungen kann helfen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wie das gelingt erfahren die Teilnehmenden im Rahmen der drei Veranstaltungen. „Spätestens seit dem Volksbegehren Artenvielfalt sind blühende Wiesen in aller Munde – jedoch noch nicht in allen Gärten. Damit sich das ändert, verschenkt die Stadt Würzburg jedes Jahr Saatgut an ihre Bürgerinnen und Bürger – mit großem Erfolg“ hält Klimabürgermeister Martin Heilig fest. Das notwendige Praxiswissen zum Anlegen und Pflegen artenreicher Blühflächen wird im ersten Vortrag am 22. März mit Angelika Eppel-Hotz von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau vermittelt.

Mindestens genauso vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten wie Blühflächen mit Wildblumen bieten heimische Stauden, also mehrjährige, winterharte Pflanzen. Vom Naturgartenplaner Gerold Baring Liegnitz erfahren die Teilnehmenden am 24. März daher, wie man abwechslungsreiche und langlebige Grünflächen gestaltet, die ästhetisch wirken und sich kostengünstig, ohne teures Substrat oder Dünger umsetzen lassen. Dass es auch für Balkongärtnerinnen und -gärtner eine breite Palette an naturnahen Gestaltungsmöglichkeiten mit Wildstauden, Kräutern, Wildblumen und Kletterpflanzen gibt, zeigt Baring Liegnitz schließlich bei der Veranstaltung am 7. April.

Zur Teilnahme an den Online-Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich. Diese erfolgt unter www.wuerzburg.de/stadtlichgruen.

Eventuelle Rückfragen beantwortet das Energie- und Klimazentrum gerne per Mail an ekz@stadt.wuerzburg.de oder telefonisch unter 0931 37 2741.

Auf dem Bild: Blühfläche nahe der Mainaustraße © Kathrin Königl

Fast 200 Orchideen am Uniklinikum Würzburg umgesiedelt

WÜRZBURG – Bevor bei einem Bauprojekt auf dem Luitpold-Campus des Uniklinikums Würzburg die Bagger rollen, wurden 191 Pflanzen einer geschützten Orchideenart an einen anderen Standort verpflanzt.

Das Gebäude D20 des Uniklinikums Würzburg – die ehemalige Medizinische Klinik aus dem Jahr 1921 – soll ab dem Herbst 2022 umgebaut werden. Ziel ist es, nach Fertigstellung das Anatomische Institut aus der Würzburger Innenstadt hierher, auf den Luitpold-Campus im Stadtteil Grombühl, zu verlagern. Zu den dafür erforderlichen Maßnahmen gehört der Abbruch des einstigen Zentrallabors der Klinik, das sich im Innenhof des Gebäudes befindet. Der Labortrakt aus den frühen 1980er Jahren liegt größtenteils unter der Erde.

Ein Teil des Daches dient als Parkplatz, der Rest ist intensiv begrünt. Eine aufmerksame Ärztin des Klinikums teilte vor etwa zwei Jahren dem für die Baumaßnahme verantwortlichen Staatlichen Bauamt Würzburg mit, dass sich unter den Pflanzen des Gründaches auch geschützte Orchideen befänden. Und tatsächlich: Die daraufhin vom Bauamt eingeschaltete Diplom-Biologin Renate Ullrich vom Würzburger Umweltbüro Fabion bestätigte ein Vorkommen der heimischen Orchideenart Bienenragwurz (lateinisch Ophrys apifera).

Bienenragwurz stark gefährdet

„Die Bienenragwurz ist nach der Bundesartenschutzverordnung gesetzlich besonders geschützt. Die Rote Liste gefährdeter Gefäßpflanzen führt sie bayernweit als ‚stark gefährdet‘ und regional als ‚gefährdet‘“, schildert Ullrich und fährt fort: „Eine Umsiedlung dieser Pflanzen vor Beginn der Baumaßnahme ist nach Gesetzeslage zwar nicht verpflichtend, aufgrund der starken Gefährdung und der großen Außenwirkung von Orchideen allerdings ratsam.“

Das Staatliche Bauamt Würzburg folgte diesem Rat und beauftragte im nächsten Schritt die Biologin mit der Markierung der Orchideen. Ende Februar 2022 stattet sie jede der zu dieser Jahreszeit recht unscheinbaren Blattrosetten mit einem Holzstäbchen aus. Am Ende fanden sich auf dem rund 480 qm großen Areal 191 der schützenswerten Pflanzen.

An einen „geheimen“ Ersatzstandort gebracht

Mitte März rückten dann Beschäftigte eines Gartenbauunternehmens an, die die Bienenragwurze behutsam ausgruben und an einem vorher für die Knollengeophyten speziell hergerichteten Ersatzstandort wieder einpflanzten. „In den kommenden Monaten werden die Gärtnerinnen und Gärtner zudem das Anwachsen durch eine extensive Pflege weiter unterstützen“, weiß Renate Ullrich. Der neue Standort der Schützlinge wird bewusst nicht veröffentlicht, da es leider immer wieder rücksichtslose Zeitgenossen gibt, die geschützte wilde Orchideen ausgraben, um sie in ihren Garten zu setzen oder zu verkaufen.

Behutsamer Umgang auch mit der historischen Bausubstanz

Nach dem Abbruch des ehemaligen Zentrallabors werden im Innenhof zwei kleinere Gebäude für die Haustechnik des Anatomischen Instituts errichtet. Bei dem ansonsten denkmalgeschützten Gebäude D20 bleibt die historische Bausubstanz soweit wie möglich erhalten. Das betrifft vor allem die im Neobarock gestalteten Fassaden und die durch Jugendstilelemente geprägten Treppenhäuser.

Auf den Fotos:

So sahen die Bienenragwurze Ende Februar aus.

Die Diplom-Biologin Renate Ullrich zeigt mit einem Foto, was aus den unscheinbaren Blattrosetten werden kann.

Bilder (2): Helmuth Ziegler / Uniklinikum Würzburg

RELATED ARTICLES

Meistgelesen