LANDKREIS WÜRZBURG. Gibt es künftig genügend seniorengerechten Wohnraum? Oder adäquate ärztliche Versorgung und Pflege? Und wie kann das Ehrenamt eingebunden werden? Seit 2010 erstellen Stadt und Landkreis Würzburg ein gemeinsames Seniorenpolitisches Gesamtkonzept, um Antworten auf diese und weitere Fragen zum demografischen Wandel und den Bedürfnissen von Seniorinnen und Senioren in der Region zu finden.
Nach der gemeinsamen Erarbeitung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes durch Das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg und dem Sozialreferat der Stadt Würzburg konnte die Neuauflage des Konzepts vorgestellt werden. Diese bildet in den nächsten Jahren die Grundlage für die Seniorenpolitik und Seniorenhilfe in Stadt und Landkreis Würzburg. Die Fortschreibung des Konzepts beinhaltet Vorgehensweisen und Methoden zur Erstellung des Konzepts, die demographische Entwicklung im Landkreis Würzburg, öffentliche Infrastruktur, die Versorgungssituation, Pflegebedarfsplanung sowie Empfehlungen zu Zielen und Maßnahmen.
„Ausgezeichnete Anknüpfungspunkte, aber auch eine Reihe von Bedarfen“
Bei der Erstellung wurden zahlreiche relevante Institutionen, Behörden und Verbände beteiligt. Außerdem unterstützte das BASIS-Institut aus Bamberg mit Dr. Hans-Peter Buba und Angelika Seemüller die Fortschreibung des Konzepts. Begleitet von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen, wurden – anhand von Statistiken, Befragungen, Expertengesprächen und aktuellen Beobachtungen – Aussagen über die gesellschaftliche Entwicklung bestimmter Regionen ermittelt.
Bubas Fazit für die Zukunft von Seniorinnen und Senioren in Stadt und Landkreis Würzburg: „Es gibt hier in der Region ausgezeichnete Anknüpfungspunkte, aber auch eine Reihe von Bedarfen, bei denen man die Struktur stärken muss.“
Erfreulich sei etwa die Ausstattung mit „vorbildlichen, kommunalen Seniorenvertretern“, deren Bekanntheit sich jedoch regional stark unterscheide. Zudem gebe es gute Beispiele für Modelle von ärztlicher Versorgung und der Betreuung von Heimbewohnern, gerade bei der ärztlichen Versorgung aber auch Defizite.
Große Herausforderungen in der Zukunft
In Zukunft wird die Situation schwieriger: Vorhandene Angebote – bei alltagspraktischen Hilfen etwa – werden den künftigen Bedarf nicht decken können, betonte Buba. Wichtig seien daher der Ausbau und die professionelle Begleitung organisierter Ehrenamtsstrukturen. Weiter müssten dringend schon jetzt die Weichen für den Ausbau von ambulanter Pflege, Tagespflege und Unterstützungsnetzwerken bei der gerontopsychiatrischen Versorgung gestellt werden. Auch gebe es vielerorts erhebliche Defizite im Bereich Barrierefreiheit oder auch bei der Ergänzung des Nahverkehrs sowie der Nahversorgung – allesamt lebenswichtig für Menschen höheren Alters.
Seine Aussagen stützte der Sozialforscher auf eine Reihe von statistischen Hochrechnungen. So werde die Zahl der Menschen, die älter als 65 sind, in den nächsten zehn Jahren von rund 37.000 auf rund 48.000 steigen. Gleichzeitig würden aktuell rund 61 Prozent aller Pflegebedürftigen von Partnern, Kindern oder anderen Verwandten umsorgt – ein Potenzial, das kontinuierlich sinken werde. Auch im Landkreis Würzburg werde es mehr Kinderlose, Alleinstehende, Kontaktverlust und Einsamkeit geben sowie mehr Demenzkranke. Gleichzeitig wird in der nächsten Dekade die Zahl der „jungen Alten“ steigen: Ein Potenzial, das für den Ausbau von ehrenamtlichen Strukturen genutzt werden könnte.
Im Februar wurde die Neuauflage des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts an die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, sowie die Seniorenvertreter und Seniorenvertreterinnen der Stadt und des Landkreises Würzburg übergeben. Landrat Thomas Eberth hob die Relevanz der Seniorarbeit in Stadt und Landkreis Würzburg hervor. Hierbei betonte er die Wichtigkeit der Angebote für Bürgerinnen und Bürger in und um Würzburg und bedankte sich bei den Projektbeteiligten für die gelungene Auflage des Gesamtkonzepts.
Bei Fragen steht Tobias Konrad (Abteilungsleiter des Kommunalunternehmens) telefonisch unter 0931 80442-58 und per E-Mail unter tobias.konrad@kommunalunternehmen.de gerne zur Verfügung.