Montag, 07. Oktober 2024
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Spitze Zungen: Schweinfurt und seine Frischkäse-Krise

Als Stefan Funk am späten Nachmittag im Stadtrat fast das Schreien anfing und mit lauter Stimme unter Zustimmung der meisten seiner Kolleginnen und Kollegen wüst bemerkte, Dr. Ulrike Schneider würde ihm mehr oder weniger in allen Sitzungen wertvolle Zeit stehlen…

….als zuvor schon Oberbürgermeister Sebastian Remelé nach einem Beitrag Schneiders höhnisch lachte, da erkannten die schlauen Zuschauer unter den im Schnitt leider weit unter 100, die sich Dienstagnachmittag auf Youtube den Stream der aktuellen Stadtratssitzung anschauten, dass Schweinfurt aktuell mehr als nur eine „Frischkäse-Krise“ erlebt.

Den Ausdruck benutzte Dr. Barbara Keck, besonnene Finanzreferentin und Pressesprecherin, und fügte auch noch eine „Parkhaus-Krise“ dazu. Letztere deshalb, weil das neu gebaute in der Mainberger Straße gähnend leer steht und nun auch noch mit einem Schild versehen wurde, wonach auf den ersten beiden Etagen vor einem Parken bei Starkregen gewarnt wird. Nun gut, bei sich anbahnendem Unwetter wird hier nun niemand mehr sein Auto abstellen….

Letztere Krise, aus versicherungstechnischen Gründen nun auch noch verschärft, wird die Stadt genauso aushalten wie die mit dem Frischkäse, der nach rund drei Jahren in den Ledward Barracks, also in dem Gebäude, in dem nun die Flüchtlinge aus der Ukraine wohnen, so richtig frisch nicht mehr war, aber ein Eigenleben entwickelte.

Natürlich hat die Stadt Recht, wenn sie behauptet, die Gebäude wären an die Regierung von Unterfranken vermietet gewesen, diese hätte sich um den Zustand kümmern müssen. Und man hätte Steuern gespart, indem auf eine Endreinigung verzichtet wurde, als die früheren Flüchtlinge in die Anker-Einrichtung bei Geldersheim weiter zogen. Und ja: Die Stadt liegt natürlich auch damit richtig, dass niemand Asylanten daran hindern kann, wenn sie – sorry für die deutlichen Worte – in Steckdosen oder Schubladen scheißen wollen.

Also ist die Stadt Schweinfurt frei von Schuld. Und ja: Es wurde scheinbar so gut wie möglich alles wieder sauber gemacht, als die notleidenden Menschen aus der Ukraine kamen.

Von daher könnte man nun seitens der Stadtverwaltung oder der Integrationshilfe, freilich auch seitens des OB, einfach mal eingestehen, dass es halt wirklich allen Verantwortlichen im wahrsten Sinne des Wortes scheißegal war, in welchem Zustand sich diese Gebäude über Jahre präsentierten. Und zugeben, dass es ekelhaft für freiwillige Helfer gewesen sein muss, das dort zu sehen.

Aber nein, dann wäre es ja nicht Schweinfurt. In dieser Stadt macht man lieber denjenigen Vorwürfe, die Kakerlaken entdecken und Blut an den Wänden. Wirft Helfern einen Hausfriedensbruch und gefälschte Fotos vor und macht ihnen klar, dass sie Flüchtlinge aus der Ukraine doch verdammt noch mal in Ruhe lassen und sie nicht mit vorbei gebrachten Kuchen oder Obst nerven sollen.

Und dann gibt es eine Grünen-Stadträtin, die sich für den Bericht in den Medien schämt, wenn dort diese Ekel-Bilder zu sehen sind. Für den Bericht! Nicht für die Ekel-Bilder!! Der eine CSU-Stadtrat schaut derweil auf die Uhr und beschwert sich, wohl weil er zum Abendbrot wieder zuhause sein will, dass die eine Stadträtin, die immer wieder Ungereimtheiten aufdeckt und den Finger in die vielen Wunden Schweinfurts legt und derzeit vehement vor gravierenden finanziellen Folgen einer Landesgartenschau 2026 warnt, ihm wertvolle Lebenszeit stehlen würde. Und der große Rest des Gremiums nickt dazu.

Das ist Schweinfurt anno 2022.

Michael Horling
michael.horling@mainrhoen24.de

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