Mittwoch, 18. September 2024
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„100 Jahre Nosferatu“ am 20.08.22 – Open Air Kino im Innenhof des Klosters Wechterswinkel

Deutscher Stummfilmklassiker mit Begleitung des Jazz-Quartetts „Küspert und Kollegen“

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Kleines Kammerensemble neben großer Leinwand: „Küspert & Kollegen“ greifen die Atmosphäre des klassischen HorrorStummfilms ebenso auf und richten sich an ein Publikum des Jahres 2022: „Unsere Musik klingt nicht wie traditionelle StummfilmMusik, sondern zeitgenössisch und unvorhersehbar“, sagt der Veitshöchheimer Gitarrist und Komponist Werner Küspert. Mit Witz, großer Sensibilität, aber auch expressiver Wucht werden die Filme hinreißend neu interpretiert; so lassen die Musiker ein Gesamtbild entstehen, in dem Musik und Film verschmelzen.

„Küspert & Kollegen“ haben sich bereits durch die ganze Frühgeschichte der Kinokunst gearbeitet und sind weltweit unterwegs; In den letzten Jahren waren sie u.a. in Georgien, Malta, Tunesien, Aserbaidschan und Algerien auf Tournee, (u.a. im Auftrag des Goethe Instituts, der Europäischen Union und des Auswärtigen Amts).

Küspert & Kollegen | Foto © W.Küspert

Zum Ensemble gehören der EchoPreisträger Bastian Jütte am Schlagzeug, Henning Sieverts, der zu den bedeutendsten europäischen Kontrabassisten zählt, der Saxophonist und Klarinettist Till Martin (Preis der deutschen Schallplattenkritik, Bayerischer Kunstförderpreis etc.) und natürlich der Kopf und Komponist des Ensembles Werner Küspert an der Gitarre.

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Der expressionistische Stummfilm „Nosferatu“, gedreht 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau, feiert 2022 seinen 100. Geburtstag und gilt bis heute als eines der prägendsten Werke seiner Ära und international als einer der wichtigsten Meilensteine der frühen Filmgeschichte. Im stimmungsvollen Ambiente des Klosterhofs zeigt die Kulturagentur den Film im Jubiläumsjahr in Kooperation mit der F.W. MurnauStiftung.

Samstag, 20.08.2022

Einführung zum Film „Nosferatu“ mit Dr. Guido Böhm 20:30 Uhr
Filmbeginn 21:00 Uhr

Kino-Open-Air
IM INNENHOF DES KLOSTERS WECHTERSWINKEL

VVK: 18 / 12 € | AK: 22 / 15 € | Schüler 5 €

Tickets:
tickets.rhoen-grabfeld.de

Rhön GmbH, Spörleinstr. 11, 97616 Bad Neustadt, 09771 /687606-0
Kloster Wechterswinkel, Um den Bau 6, 97654 Bastheim / Kloster Wechterswinkel, 09773 / 89
72 62.

Zur Bedeutung des Films „Nosferatu“
Warum gibt es die Faszination für das Unheimliche, den Drang nach Geister und Spukgeschichten, die tief in unseren Traditionen, in Märchen und Sagen verwurzelt sind? Die Antwort ist so alt wie die Menschheit selbst und findet sich in der unvermeidlichen Erkenntnis unserer eigenen Vergänglichkeit. Schon immer war es Aufgabe der Kunst, menschliches Leben auch in den düsteren Aspekten seiner Zerbrechlichkeit abzubilden. Eine extreme Position in dieser Bestrebung bezieht die „Schwarze Romantik“ des 18. und 19. Jahrhunderts, die zugleich als Ausgangspunkt für die Entstehung von F.W. Murnaus „Nosferatu“ gesehen werden kann. Im Sommer 1816 treffen sich einige Schriftsteller in der Villa Diodati am Genfer See. Neben exzessiven LaudanumKonsum wird über politische, philosophische und schließlich spiritistische Themen diskutiert. Aus deutschen Märchen und Geistergeschichten liest man sich gegenseitig vor. Schließlich schlägt der skandalumwitterte englische Dichterfürst und Gastgeber Lord Byron der Runde vor, jeder von Ihnen möge eine eigene Geistergeschichte schreiben. Mary Shelley verfasst unter dem Titel „Frankenstein“ eine Arbeit, die in die Literatur und Filmgeschichte eingehen wird. John Polidoris Text trägt den Titel „Der Vampyr“ und wird später zum Auslöser einer wahren Vampirmode, die ihrerseits die Entstehung von Bram Stokers „Dracula“ verursacht. In nur einer Nacht wird also die Grundlage für die zwei heute weltweit wohl bekanntesten Gruselfiguren gelegt: Dracula und Frankenstein. Der Ruhm des ersteren, des transsilvanischen Vampirgrafen, geht dabei freilich auf Abraham, genannt Bram Stoker, den irischen Verfasser des wichtigsten Vampirromans von 1897 zurück. Mit einer geschickten Mischung historischer Fakten über den blutrünstigen Karpatenherrscher Vlad Tepez verbunden mit rumänischem Aberglauben über vom Grab zurückkehrende Tote, erschafft er eine faszinierende, diabolischarchaische Figur. Kein Wunder, dass die junge Filmindustrie zu Beginn des 20. Jh. auf den BestsellerStoff aufmerksam wird. Die erste Verfilmung des Romans ist allerdings nicht von den Rechteinhabern autorisiert, was den Film später fast der Vernichtung preisgibt. Die deutsche Firma PranaFilm und der junge Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau drehen „Nosferatu“ 1921 in Wismar, Rostock, auf Sylt sowie in den

Karpaten, der Hohen Tatra und in Berlin. Allein dieser aufwendige Drehplan „on location“ ist
neuartig, denn üblicherweise dreht man in Filmstudios. Das Buch von Henrik Galeen folgt der Romanvorlage eng, nur werden kurzerhand statt der englischen Namen und Schauplätze deutsche Varianten verwendet. Aus London wird die fiktive Stadt Wisborg, Stokers Protagonisten Jonathan Harker nennt man Thomas Hutter und aus Graf Dracula macht man Graf Orlok (Nosferatu). Insbesondere die gespenstische Präsenz des Hauptdarstellers Max Schreck mit seinem kahlen Schädel, den spitzen Ohren und Zähnen wird später zu einer Ikone des Schreckens und unzählige Male in der Popkultur zitiert. Betrachtet man den Film heute, so hat der 100 Jahr alte Streifen nichts von seiner Kraft und Relevanz eingebüßt. Im Gegenteil, er wirkt aktueller denn je. Eine mysteriöse Seuche geht um, ein rücksichtsloser Autokrat verbreitet Tod und Schrecken, die Gesellschaft wird
durch Aufruhr und Panik erschüttert; all diese Dinge scheinen uns gerade aus den letzten Jahren, die von Corona und Ukrainekrieg geprägt wurden, nur allzu vertraut. Und trotz aller echten oder nur gefühlten Beziehung zur Jetztzeit hat Regisseur F.W. Murnau in seiner Sinfonie des Grauens am Ende eine Erlösung vorgesehen. Wenn der Vampir durch eine liebende Frau den Sonnenaufgang vergisst, so endet der Fluch.

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