SCHWEINFURT – Mit Beschlussvorlage Nr. 0557/2021 vom 09.12.2021 beschäftigten sich der Haupt- und Finanzausschuss und der Schweinfurter Stadtrat mit der Taubenthematik im Stadtgebiet und legten unter anderem fest, dass die Verwaltung dem Stadtrat bis zur Sommerpause 2022 über die Umsetzungsplanung hinsichtlich der Inbetriebnahme und des laufenden Betriebs von Taubenschlägen berichten solle.
Das ist nun soweit: Im Haupt- und Finanzausschuss geht es am kommenden Dienstag, 22. März um dieses Thema. eine Woche später soll der Stadtrat dann im Gesamten das beschließen, was unser Portal nun im Wortlaut der Stadtverwaltung verkünden wird.
Die Verwaltung hat aus diesem Grund eine Projektgruppe gegründet, die schon mehrfach zusammengetreten ist. Parallel dazu führte die Verwaltung ein Gespräch mit dem Verein Pro Animale e.V. und dem Tierschutzverein Stadt und Landkreis Schweinfurt e.V. und tauschte sich auch nochmals mit dem Veterinäramt aus.
Die Tierschutzorganisation Pro Animale e.V. erklärte sich zum Betrieb der Taubenschläge bereit. Zunächst würde dies nach bisheriger Aussage sogar ohne Entschädigung erfolgen. In weiterer Zukunft ist eine pauschale Entschädigung angedacht, die dann auch für Futter und Reinigungsmaterial zu verwenden wäre. Details wären in einer schriftlichen Vereinbarung mit Pro Animale e.V. abzustimmen. Die Verwaltung geht nach den bisherigen Gesprächen aber von einer möglichen Lösung im Einvernehmen aus.
Alle Beteiligten sind sich jedoch einig, dass eine wirksame Populationskontrolle durch Taubentürme alleine nicht möglich ist. Diese sind im Hinblick auf die Kapazität zu klein, erforderliche getrennte Bereiche für Jungtiere sind dort kaum realisierbar und der Betrieb gestaltet sich schwierig, da sie insbesondere nur mittels Leiter begehbar sind und die Reinigung und der Eieraustausch einen größeren Aufwand verursachen. Zudem sind die Türme oft zu klein für die einzelnen Taubenschwärme. Schließlich sind Taubentürme auch Störungen von außen ausgesetzt. All das kann dazu beitragen, dass die Türme von den Tieren oftmals nicht so gut angenommen werden wie Taubenschläge in Gebäuden.
Hinsichtlich der Taubenschläge wurden innerhalb der Projektgruppe knapp 20 mögliche Standorte vordiskutiert, darunter auch Vorschläge der Tierschutzorganisationen. Die Vorschläge sind in Bezug auf die Lage und die Standorte der vorhandenen Populationen unterschiedlich effektiv und können unter Berücksichtigung möglicher (Um-)Bauarbeiten nicht vergleichbar zügig umgesetzt werden.
Die Verwaltung hält es aus diesem Grund für zielführend, zunächst folgendes Konzept umzusetzen:
– Taubenschlag im Harmoniegebäude
Das Gebäude befindet sich innenstadtnah und verfügt über ein Walmdach mit großzügigem Dachgeschoss. Die notwendige Dachöffnung wäre denkmalschutzrechtlich zu klären. Je nach „Einflugrichtung und -winkel“ sollten gegebenenfalls Schutzmaßnahmen für die Sandsteinfassade erwogen werden. Pro Animale e.V. unterstützt diesen Standort.
– Taubenschlag im Höpperles Turm
Es existiert keine andere Nutzung, das Walmdach ließe eine gute Nutzung des „Dachgeschosses“ zu, Denkmalschutz ist nicht betroffen. Der Standort (Nähe Châteaudunpark) ist mit den Tierschutzorganisationen abgestimmt. Zudem ließen sich im unteren Bereich Gerätschaften lagern.
– Taubenturm im Bereich Am Mühltor/Am Oberen Wall
Der von Stadtratsmitglied Stefan Labus überlassene Taubenturm könnte in der städtischen Grünfläche aufgestellt werden und böte in Ergänzung zu den anderen beiden Standorten eine dritte Alternative an einem weiteren „Innenstadtrand“. Der Taubenturm könnte sehr kurzfristig aufgestellt werden
Mit folgenden Kosten ist – unter Heranziehung einer Grobannahme des Bundesverbands für Tierschutzrechte e.V – zu rechnen:
Investitionen:
Ausbau und Einrichtung Dachgeschoss Harmoniegebäude ca. 7.500,00 €
Einrichtung Höpperles Turm ca. 6.000,00 €
Aufstellung Taubenturm (interne Verrechnung) ca. 1.800,00 €
Hinzu kommen noch Kosten an den Gebäuden, z.B. zur Eröffnung der Dachhaut oder zum Fassadenschutz.
Laufender Aufwand (monatlich, für alle drei Schläge zusammen):
Futterkosten ca. 1.000,00 €
Personalkosten ca. 500,00 €
Reinigungs-/Entsorgungskosten ca. 350,00 €
Für die Einrichtung der Taubenschläge stehen derzeit 40.000 € an Haushaltsmitteln zur Verfügung (I122110003). Nach der Detailplanung müssten gegebenenfalls darüber hinausgehende Mittel überplanmäßig bereitgestellt werden. Die Verwaltung würde das bei Bedarf zeitnah nach Konkretisierung beantragen.
Bereits in Aussicht gestellte finanzielle Beteiligungen der Tierschutzorganisationen können insbesondere die laufenden Kosten befristet reduzieren. So hat Pro Animale e.V. die Übernahme des Aufwands für das erste Jahr in Aussicht gestellt. Hierzu sind aber noch konkrete Vereinbarungen zu treffen. Gleiches gilt für die logistische Unterstützung Dritter.
Es ist vorgesehen, die Zahl der Taubenschläge sukzessive zu erhöhen, um möglichst alle Taubenschwärme unterzubringen und die Population kontrollieren zu können. Die Schwierigkeit, private Immobilienbesitzer davon zu überzeugen, einen betreuten Taubenschlag in deren Eigentum zuzulassen, bleibt aber weiterhin bestehen. Dennoch will die Verwaltung nochmals auf Eigentümer, darunter auch auf die innenstädtischen Kirchengemeinden, zugehen. Es gibt gute Beispiele, in denen Taubenschläge in den Dachstühlen von Kirchen untergebracht wurden.
Einigkeit bestand mit den Tierschutzorganisationen auch dahingehend, dass eine Bürgerinformation zum Hintergrund und den Zielen des Taubenmanagements erfolgen sollte. Dieses würde die Verwaltung angehen, sobald die ersten Taubenschläge installiert sind. Da Haushaltsmittel hierfür in 2022 nicht zur Verfügung stehen, würden für das nächste Haushaltjahr Mittel angemeldet.