Donnerstag, 12. Dezember 2024
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Der echte Eiserne Vorhang als neues Prunkstück: Endlich darf das Deutsche Bunkermuseum in Schweinfurt wieder öffnen

SCHWEINFURT – Zwei Jahre ging fast gar nichts mehr. Pandemie bedingter Stillstand auch im Deutschen Bunkermuseum im Hochbunker A8 in Schweinfurt, Ernst-Sachs-Straße 73. „Ausgerechnet als wir im ersten Quartal für 2020 so viele Anmeldungen wie noch nie hatten“, blickt Nils Brennecke nochmal zurück. Er und seine Frau Petra kauften 2014 den Bunker, wollten eigentlich nie ein Museum eröffnen, taten es dann aber doch. Nun endlich der Re-Start!

Und das mit eigentlich drei Programmpunkten: Einerseits wurde „Eiserner Vorhang die Deutsch-Deutsche Teilung im Rahmen der Ausstellung zum Kalten Krieg eingeweiht. Es gab Infos zu der in den letzten zwei Jahren erweiterten Ausstellung, die die größte ihrer Art zum Thema „Luftschutz im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg in Deutschland ist, und nun auch ein Stück nachgebauter Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland mit Original-Exponaten enthält.

Aus gegebenem Anlass sprach Brennecke zur Situation des Bunkers als möglicher Schutzraum im Rahmen einer militärischen Bedrohung Deutschlands. Und er ehrte mit seiner Frau verdiente Helfer und Unterstützer, namentlich Eugen Hahn aus Hammelburg, Thomas Höfner aus Arnstein und den stets unterstützenden Friedel Tellert. Wenn man den bittet, um 7 Uhr mit nach Geretsried zu fahren, dann steht er schon um 6 Uhr vor dem Bunker. Alle drei Personen bekamen eine Ehrenurkunde, ein aktuelles Bunker-Magazin und eine Taschenlampe, die ohne Batterien und mit Kohlestäbchen funktioniert.

Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé erhielt Geschenke und dufte eine in den letzten zwei Jahren auch eher seltene Ansprache halten. Er erinnerte sich daran, dass er beim Unteroffiziers-Lehrgang im verschneiten Sonthofen den Mauerfall erlebte und wie er als Kind noch jährlich einmal mit der Familie Verwandtschaft in Hoyerswerda besuchte. „Wir konnten danach wieder raus. Aber ich kann mich an alle Schikanen erinnern…“, weiß er noch. Es prägte den heutigen OB, der sagt: „Der Sozialismus war eine Menschen verachtende Ideologie!“ An die Teilung hat Remelé noch Erinnerungen. Aber wenn er seine Kinder sieht – das älteste ist nun 22 Jahre alt – „dann ist das Geschichte wie der zweite Weltkrieg oder das 19. Jahrhundert.“ Remelé gibt zu, nicht mit der Wiedervereinigung gerechnet zu haben. „Aber auch nicht mit diesem Krieg jetzt, bei dem wir nur beten und hoffen können, dass er regional bleibt“. Seine Befürchtung jedoch: Putin will die alte Sowjetunion zurück…

Stichwort – siehe oben – Geretsried: Dort holten Brennecke und Tellert aus einem Bunker einen alten Fernschreiber aus dem Jahr 1958 mit fünf Ordnern aufgezeichneter Funksprüche. Zeugnisse aus dem Kalten Krieg zwischen Deutschland und Deutschland. Das passt zu der neuen Ausstellung in einem oberen Stockwerk, die eigentlich schon am 3. Oktober 2021 hätte eröffnet werden wollen. Prunkstück ist ein original eiserner Vorhang aus der Nähe von Hildburghausen. Die gezeigten Soldaten davor tragen die echten Uniformen der Ost-Grenzler. Daneben steht ein DDR-Grenzpfahl, den ein kleiner, spitzer Schornstein ziert. „Damit sich kein Vogel darauf setzte, um auf die Grenze zu scheißen“, lacht Nils Brennecke.

Das Interesse an Bunkern ist seit dem Ukraine-Krieg dermaßen groß, dass die großen Medien Deutschland bei den Brenneckes in diesen Tagen ein und aus gehen. „Für das Museum ist diese Werbung dienlich, der Grund aber ist ekelhaft“, sagt Nils Brennecke, der anfangs des Krieges von Verwandten noch Nachrichten mit Smilys bekam, nach dem Motto „Ihr habt doch diesen Bunker…?“. Seit einer Woche wären die Smilys weg und die Angst vor einem Atomkrieg bei dem ein oder anderen Bekannten akuter. „Aber wenn dann nach drei, vier Tagen die Ravioli-Dosen aufgebraucht sind, wer will dann der Letzte sein…?“, fragt der Bunker-Boss, Jahrgang 1974, der seinen 35. Geburtstag in Moskau verbrachte. „In einer wunderschönen Stadt“, die er kurz vor einer Parade mit Panzern und Raketenwerfern auf dem Roten Platz als Erinnerung zur Befreiung Deutschlands von den Nazis wieder verließ. Und jetzt wollen die Russen die Ukraine von Nazis befreien…

Alle Infos auch zu Führungen: https://www.deutsches-bunkermuseum.de/

Unsere Bilder zeigen nur einen kleinen Querschnitt der Ausstellungen auf mehreren Etagen. Bei maximal 3 Grad Innentemperatur sollten sich Besucher warm anziehen. 

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