SCHWEINFURT. Auch eine Braustätte wie die Brauerei Roth lebt von einer intakten Natur. Sie liefert den Hopfen, die Gerste, das Malz und sauberes Wasser fürs Brauen. Klima- und Naturschutz spielt bei den Verantwortlichen der letzten Schweinfurter Brauerei aber auch in der Produktion eine ganz große Rolle. „Sofort nach dem Rückkauf von der Löwenbräu im Jahr 1993 haben wir viel Geld in die Hand genommen, um Wasser und Energie und damit natürlich auch Kosten einzusparen“, erläutert Seniorchef Edgar Borst dem Schweinfurter Landtagsabgeordneten Paul Knoblach bei seinem Besuch dieses „vorbildhaft klimafreundlichen Unternehmens“.
Die Gründung der Brauerei geht auf den Brauer Nikolaus Baumann zurück, der das Anwesen in der Oberen Straße 1831 erwarb. Als Baumann 1852 starb, verkauft seine Witwe Wilhelmine an Georg Christoph Glaser, der Anwesen und Brauerei 1862 seinem Schwiegersohn Robert Roth übertrug. Die letzten Roths, Ludwig und Robert Roth, betrieben die Brauerei bis zum Verkauf an die Münchner Löwenbräu im Jahr 1988. Fünf Jahre später entschied sich Edgar Borst, als Buchhalter seit 1960 bei Roth beschäftigt, zum Rückkauf. Heute sind der Seniorchef und seine Söhne Alexander und Mario gleichberechtigte Gesellschafter und Geschäftsführer der Traditionsbrauerei.
Edgar Borst hatte von Anfang an „die Qualität des Bieres als das oberste Gebot“ ausgegeben. Das war auch wichtig, um den Bonus, den die Schweinfurter der nun wieder echten Schweinfurter Brauerei gewährten, nicht zu verspielen. Um die Qualität zu sichern wurde eigentlich in fast jedem Jahr nach dem Rückkauf modernisiert, saniert, in neue Technik investiert – immer unter der Prämisse des Umweltschutzes, erfährt der Grüne MdL Knoblach.
Dazu gehört die Modernisierung der Flaschenwaschmaschine und Anlage zur Kistenreinigung. Pro Stunde können bis zu 10.000 Flaschen gereinigt werden. Allein diese Investition hat den Wasserverbrauch um 25 Prozent reduziert. Die Umstellung der Etiketten auf Recyclingpapier ist in Gang. Filtration, das dazugehörige Rohrleitungssystem, alles längst erneuert. Neu auch die Palettier-Anlage. Eine Palette fasst 40 Bier-Kästen, die Anlage kann pro Tag 80 Paletten beladen, die dann per Gabelstapler auf die Lkw gehievt werden. Alle sechs Gabelstapler fahren mit Strom, den Roth in absehbarer Zeit selbst produzieren wird. 1200 Quadratmeter stehen auf den Dächern zur Verfügung, was eine Leistung von 100 Kilowatt-Peak möglich macht. Sobald ein „passendes Angebot da ist, fahren auch unsere Lkw mit Strom“, kündigt Mario Borst an.
Bis 2006 benötigte die Brauerei zur Bierherstellung pro Jahr rund 130.000 Liter Öl. Eine enorme Umwelt- und Finanzlast. Die Unternehmer entschieden sich deshalb für eine energetische Komplettumrüstung, wozu vor allem der Wechsel von Öl auf Gas gehörte. Die Entscheidung nennt Edgar Borst richtig, wenngleich das Ukraine-Krieg zu einem Problem werden könnte. Glücklicherweise gibt es die alten Ölbrenner noch, die im Falle eines Falles aktiviert werden können. Umso mehr ist möglichst viel Autarkie das Nahziel.
Die Investitionen in diese Richtung „lohnen“ sich längst. Eine der größten war die Anschaffung von zwei Großtanks mit je rund 800 Hektolitern als Ersatz für viele kleine Kellertanks mit einem Fassungsvermögen von nur 60 Hektolitern. Über 50 Prozent macht allein hier die Energieeinsparung aus. „Die ausgegebene Summe hat sich mittlerweile amortisiert“, erklärt Seniorchef Edgar Borst. „An die Umwelt zu denken rechnet sich“, kommentiert Knoblach. Weitere Unabhängigkeit werden die weit gediehenen Fotovoltaik-Pläne. Unabhängig geworden ist Roth auch durch die 2014 realisierte eigene Hefe-Rein-Zuchtanlage. „Die selbst hergestellte Hefe ist auch wesentlich besser“, weist Alexander Borst wieder auf die Philosophie hin – Qualität.
Knoblach ist immer noch auch Biolandwirt (seit 1992), baut selbst Gerste an, ist Lieferant für die Hofpfisterei und deshalb wird beim Besuch viel gefachsimpelt, als Mario Borst über die Herstellung von Original Roth hell und Roth Pils aufklärt. Dem Klassiker hat die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft erst kürzlich einmal mehr den Goldenen DLG-Preis zuerkannt hat, die höchstmögliche Qualitätsauszeichnung. „Den hohen Anforderungen wurde die Brauerei Roth durch ausgesuchte regionale Rohstoffe und einen schonenden Brauprozess mehr als gerecht“, steht auf der Urkunde und bestätigt einen anderen großen Erfolg der mit 25 Mitarbeitern kleinen, aber feinen Mannschaft: Beim Deutschland-Test 2019 des Nachrichtenmagazins Focus wurde die Privatbrauerei Roth mit dem Titel als Deutschlands Nummer eins in der Kategorie „Biere“ ausgezeichnet.