Montag, 07. Oktober 2024
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Erfolg bereits im ersten Jahr! – Entbuschte Magerasen und Orchideenblüte am Haßbergtrauf in Zeil am Main

ZEIL AM MAIN. Aufgrund der kleinparzelligen Landschaft und der Nährstoffarmut der Böden, sind viele Halbtrockenrasen und wärmeliebenden Säume am Haßbergtrauf für die heutige konventionelle Landbewirtschaftung unrentabel geworden. Zahlreiche bedrohte Pflanzen- und Tierarten, darunter auch viele Insektenbestäuber wie Schmetterlinge, Bienen, aber auch Heuschrecken und Reptilien, sind jedoch auf diese Lebensräume angewiesen.

Mit zunehmender Verbuschung reduziert sich die Blühten- und Artenvielfalt und das typische, reizvolle Landschaftsbild geht verloren. Auf Initiative von Dr. Birgit Binzenhöfer, Gebietsbetreuerin im Landkreis Haßberge, wurden am Mönchshang im Zeil am Main zwei stark verbuschte Magerrasenbiotope mit Streuobstbestand im Winter 2020 entbuscht. Die Organisation der Landschaftspflegemaßnahmen übernahm Claus Haubensack der Landschaftspfleger der Unteren Naturschutzbehörde in Hassfurt. Die Finanzierung erfolgte über das Landschaftspflege- und Naturparkprogramm (LNPR), das vom Freistaat Bayern und der Europäischen Union gefördert wird. Die Entbuschungen wurden von hiesigen Landwirten ausgeführt, die damit ein zusätzliches Einkommen erzielen, zumal die Flächen in den Folgejahren weiterhin regelmäßig gemäht werden.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Nach den Entbuschungsmaßnahmen hat sich die Anzahl der Orchideen im Magerrasenbestand im Jahr darauf bereits vervielfacht! Während 2020 drei Purpur-Knabenkräuter gezählt wurden, konnten 2021 neun und 2022 bereits16 Pflanzen dieser Art aufgenommen werden. Zudem der Alexis-Bläuling, ein bayernweit stark gefährdeter Tagfalter (Rote Liste 2), der bevorzugt an Schmetterlingsblütlern saugt.

Auf der zweiten Biotopfläche erfasste Binzenhöfer im Jahr 2021 drei verschiedene Orchideenarten mit insgesamt 230 Pflanzen und heuer sogar knapp 300 Exemplare fünf verschiedener Arten! Und dass, obwohl die Orchideen auf dieser Fläche aufgrund der Verbuschung in den letzten Jahren gänzlich verschwunden waren. Darunter erstmals auch die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), die zerstreut und lückenhaft in den Muschelkalkgebieten Unterfrankens vorkommt und nur äußerst selten an den Keuperhängen im Landkreis Haßberge. Die Blütenlippen der exotisch anmutenden Ragwurzarten täuschen durch Duft, Zeichnung und Behaarung Insekten-Weibchen vor, so dass die Männchen angelockt werden und die Pflanze dabei bestäuben. Bei der Bienen-Ragwurz kommt es in der Regel aber zur Selbstbestäubung.

Das Purpur-Knabenkraut wies 2021 mit 218 und 2022 mit 259 Pflanzen den größten Orchideenstand auf dem entbuschten Magerasen am Mönchshang auf. Mit bis zu 80cm Höhe zählt dieses hübsche und reichblütige Knabenkrautgewächs zu den größten heimischen Orchideenarten. Zudem konnte aktuell das bei uns deutlich seltenere Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) auf dem ehemaligen Weinbergshang mit drei Exemplaren nachgewiesen werden.

Auch wenn beide Knabenkräuter sogar in lichten Laubmischwäldern und an Waldsäumen vorkommen können, sind alle drei genannten Orchideen-Arten bayernweit stark gefährdet; insbesondere aufgrund von Lichtmangel durch zu starken Gehölzaufwuchs. Nur das Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium) und das Große Zweiblatt (Listera ovata), zwei weitere entdeckte Orchideenarten auf der entbuschten Fläche am Mönchshang, sind nicht gefährdet. Sie wachsen bevorzugt an halbschattigen Standorten.

Dennoch sind alle heimischen Orchideenarten Deutschlands besonders geschützt! Orchideen sind zur Keimung auf spezielle Wurzelpilze (Mykorrhiza) angewiesen und wildwachsende Arten können im Garten deshalb nicht gedeihen. Daher bitte nicht pflücken oder ausgraben! Lieber jetzt einen schönen Spaziergang machen und die Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung bewundern.

Die Gebietsbetreuung wird durch den Bayerischen Naturschutzfond gefördert. Träger ist der BUND Naturschutz Bayern e.V.

Drei der aktuell nachgewiesenen Orchideenarten auf der Entbuschungsfläche sind bayernweit stark gefährdet (Fotos: Dr. Birgit Binzenhöfer)

Links: Die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) ist an ihrem bienenähnlichen Aussehen der dreigeteilten Blütenlippe erkennbar.

Mitte und rechts: Bei den Knabenkräutern bestehen die farbigen Punkte auf der Blütenlippe aus kleinen Haarbüscheln. Während die Blütenblätter des Purpur-Knabenkrauts (Mitte) einen braunroten Helm mit dreiteiliger Lippe und einem allmählich verbreiterten, keilförmigen Mittellappen bilden, ist der Helm beim Helm-Knabenkraut (rechts) dagegen weißlich-rosa und der Mittellappen ist vorne plötzlich verbreitert.

Der Alexis-Bläuling (Glaucopsyche alexis) mit seinen smaragdgrün schillernden Flügelunterseiten ist bayernweit ebenso stark bedroht und wurde aktuell auf den Zeiler Pflegeflächen nachgewiesen (Foto: Dr. Birgit Binzenhöfer)
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