SCHWEINFURT – Zunächst mal trauerten die Stadtratsmitglieder nochmals: Kurz vor der letzten Sitzung verstarb Renate Walz, nun wurde ihr Platz neu besetzt mit Listennachfolgerin Ljubow Hurlebaus, seit diesen Dienstag neue Schweinfurter Stadträtin in den Reihen der CSU.
Als eine Art „Discjockey“ sah sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Dienstag, angesichts nun mehrerer Bildschirme wegen der Liveübertragung der Sitzung auf YouTube. Zudem waren zwei Stadträtinnen zur Sitzung von Zuhause zugeschaltet.
Erster größerer Tagungspunkt, der weit über eine Stunde Zeit in Anspruch nahm: Ein Vortrag von City-Manager Thomas Herrmann, der zwar grundsätzlich Gutes zur Innenstadt berichten konnte. Da ist zum einen die Innovation-Week in der Stadt vom 16. bis 22. Mai mit zahlreichen Veranstaltungen. Mehr als 20 sind bislang geplant. „Unwahrscheinlich viele, die sich die letzten Wochen ergeben haben“, sagt Herrmann, der das als große Werbeveranstaltung für den Standort Schweinfurt sieht.
Und dann fließen Fördergelder für ein anderes geplantes Projekt in großer Höhe: Für Schweinfurt FABulous – fast eine Million Euro gibt´s für vier größere Maßnahmen, um mehr Leben in die Innenstadt zu bringen. Digitale Schaufenster, eine Kunstfabrik mit offenen Ateliers, eine Stadtfabrik und eine Präsenzstelle für Studierende – das alles soll in die City einziehen. Herrmann berichtete ausführlich.
Dafür hat das Citymanagement die Eigentümer von 43 leer stehenden Immobilien in der Innenstadt angeschrieben und um Bereitschaft gebeten. Die Stadt würde sogar die Miete übernehmen, die jedoch – das als Bedingung – um 15 Prozent gekürzt werden müsste. Doch gerade mal fünf Rückläufer erreichten Herrmann mit einem positives Einverständnis. „Das ist erschreckend, weil ja immer alle fordern, dass etwas passieren muss. Aber wir können nur bedingt agieren. Die Bereitschaft muss da sein…“
Kritik gab´s trotzdem für den Citymanager oder vor allem an Baureferent Ralf Brettin: SPD-Stadtrat Peter Hofmann verwies an Beschlüsse beispielsweise für ein Begrüngskonzept der Innenstadt oder mehr Wasser in der City. Dies und weiteres sei „weiter auf der Agenda“, so Brettin, der konkreten Fragen aber auswich. Für Hofmann geht´s auch um das Erarbeiten einer Satzung für ein Vorverkaufsrecht bei Immobilien mit Fehlentwickelung, da sei sechs Monate nichts geschehen seit dem Beschluss. Auch was die Kostenschätzung für einen Spaßbrunnen oder eine erweiterte Möblierung der Innenstadt für Aufenthaltsqualität betrifft.
Es höre sich alles nach „365 Tage Stadtfest“ an, sagt Stefan Labus. Doch der Mann der Freien Wähler sieht die Wirkung der geplanten Events „irgendwann verpuffen“ und fordert neue Geschäftszweige für Schweinfurt. „Handel mit Handel ersetzen funktioniert aber nicht mehr“, weiß Herrmann, der glaubt, dass die Besucher mehr Geld ausgeben werden, wenn sie sich in der Stadt mehr wohlfühlen.
Eine krasse Idee warf Dr. Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP) auf: Sie würde gerne die Stadtgalerie umwidmen! Nordsee, Douglas oder McDonald´s fehlen seit der Eröffnung in der Innenstadt. „Wie soll das funktionieren?“, fragt Herrmann, denn die Stadtgalerie sei privatwirtschaftlich betrieben.
Den Wochenmarkt am Samstag über 14 Uhr hinaus verlängern, das ist ein Antrag von Stefan Funk (CSU). Holger Laschka von den Grünen ließ Milde walten mit der Wirtschaftsförderung, gab dem Kollegen Hofmann aber recht mit der Kritik an den Immobilienbesitzern. Man könne ja mal prüfen, ob überhaupt Vermietungsabsicht noch besteht und über eine Leerstandsabgabe nachdenken für den gewerblichen Bereich.
Zudem werden Beschicker für den Marktplatz auch aus dem Landkreis gesucht. Erschreckend hierbei: Thomas Herrmann will das alleine über einen Beitrag in der Tageszeitung im Umkreis bekannt machen… In Sachen Öffentlichkeitsarbeit tut sich das Citymanagement leider nach wie vor schwer….
Aktuell beginnt zumindest am Donnerstag der Fischmarkt vor dem Rathaus und ist der kommende Sonntag, der 3. April, verkaufsoffen. Da wird Schweinfurt leben und gut besucht sein. Auch wenn der Wettergott offensichtlich etwas dagegen hat…