Donnerstag, 16. Mai 2024
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Mit Sonne den Berg hinauf: Wie CO2-neutral urlauben und CO2-frei fliegen?

Die Rhöner- Drachen- und Gleitschirmflugschulen GmbH auf der hessischen Wasserkuppe haben sich ökologisch bereits gut aufgestellt.

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GERSFELD / WASSERKUPPE. Der mittelständische Flugsport- und Tourismusanbieter (Papillon Paragliding, Hotels & Feriendorf Wasserkuppe) hatten schon vor einigen Jahren mit der energetischen Sanierung seiner Gebäude auf dem Fliegerberg in der Mitte Deutschlands begonnen.

Heute produziert das Unternehmen den überwiegenden Teil seines Stroms selbst. Über 30 Mitarbeiter fahren Elektroautos. Für sein Engagement war Papillon bereits 2019 mit dem Hessischen Tourismuspreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden.

Am Anfang stand die energetische Sanierung des Gebäudebestandes

Die ökologische Ausrichtung des Unternehmens hatten die Rhöner schon 2017 vorbereitet. Die alte Ölheizungsanlage im zugehörigen Hotel-Restaurant „Peterchens Mondfahrt“ war nicht mehr zukunftsfähig. Man hatte sich damals bewusst für ein Blockheizkraftwerk (BHKW) in Kombination mit einer PV-Anlage und einer neuen Energiezentrale im benachbarten Berghotel „Deutscher Flieger“ entschieden.

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Papillon-Chef Andreas Schubert fährt bereits seit 2015 elektrisch. Durch Tesla inspiriert hatte er schon damals die Vision, mehrere Elektrofahrzeuge, womöglich auch E-Autos heimischer Hersteller, für die Firma einzusetzen.

Dass die damaligen Entscheidungen nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht richtig waren, zeigt sich aktuell gerade in Zeiten der Energiekrise und der Wahrnehmung der Folgen des Klimawandels.

Papillon setzt auf Elektromobilität

Papillon produziert über diese Anlagen derzeit 75% des Strombedarfs selbst. Das Unternehmen verkaufte 2020 und 2021 darüber hinaus noch weitere rund 30.000 kWh pro Jahr als Überschussproduktion an den regionalen Energieversorger.

Der gesamte Strombedarf des Standortes mit Flugschule, zwei Hotels und Feriendorf beträgt 265.000 kWh. Dieser Bedarf wird im Wesentlichen aus dem Blockheizkraftwerk mit einer Jahresproduktion von 140.000 kWh im Berghotel „Deutscher Flieger“ und der PV-Anlage auf dem Dach der Flugschule mit einer Jahresproduktion von 70.000 kWh gedeckt. Die Produktion einer Kilowattstunde kostet durchschnittlich ca. 9 Cent und ist damit erheblich günstiger als eine Kilowattstunde vom regionalen Energieversorger, die mit rund 50 Cent zu Buche schlägt.

Mit der Sonne den Berg hinauf

Die Überschussproduktion der PV-Anlage wird zwischenzeitlich von den Mitarbeitern des Unternehmens genutzt und reicht überschlagsweise aus, um den Jahres-Energiebedarf der Elektroautos zu decken. Insgesamt 30 Elektroautos fahren Fluglehrer, Büroangestellte und Servicemitarbeiter als Betriebsfahrzeuge.

Die jährliche Gesamt-Fahrleistung aller E-Autos des Betriebes beträgt rund 300.000 Kilometer. Durch diese Maßnahme spart das Unternehmen gegenüber dem vorherigen Fahren mit fossilen Energien etwa 27.000 Liter Diesel bzw. 50.000 Euro pro Jahr ein. Das entspricht einmal pro Jahr dem Nettogewicht der kompletten E-Autoflotte.

Die Autos werden mittags hauptsächlich direkt mit dem PV-Strom vom Dach des Flugcenters getankt. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass die im Durchschnitt üblichen 6 ct/kWh Leitungsvergütung für den Inhaber des Stromnetzes auf dem Privatgelände nicht anfallen.

Erfahrungen aus dem Betrieb der ersten beiden Papillon- Elektrobusse

Papillon betreibt derzeit 2 E-Busse, durch deren Einsatz die Kosten für Diesel von ca. 2.200 Euro auf rund 200 Euro für Strom pro Fahrzeug und Jahr reduziert werden. Diese Kosten entstehen nur dadurch, dass für diesen Strom keine Einspeisevergütung gezahlt wird.

Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 22 Kilowattstunden pro 100 km entspricht das Kosten in Höhe von 2€/100km – oder bei den aktuellen Preisen an den Tankstellen einem Äquivalent von nur einem Liter Diesel pro 100 km.

Ausblick

Papillon plant, weitere Elektrobusse in Betrieb zu nehmen und diese auch für die Langstrecken einzusetzen. Dies hängt im Moment noch von der Verfügbarkeit ab und soll umgesetzt werden, sobald es ausreichende Kilometerleistung gepaart mit schneller Ladegeschwindigkeit von Bussen in der Ducato-Klasse gibt.

Ein erster langstreckentauglicher Bus wurde bereits in Südtirol erfolgreich getestet. Die Auslieferung von 9Sitzer-Fenster-E-Bussen wird bestimmt bald beginnen.

CO2-frei in Lüsen und Slowenien

Papillon plant, schon kurz- und mittelfristig auch die Alpen- und Slowenientouren auf Stromer umzustellen. Auch am Südtiroler Flugschulstandort im Tulperhof auf der Lüsener Alm soll eine PV-Anlage installiert werden. Sie wird die Energie für die Busse liefern und damit auch einen weiteren Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit des Unternehmens leisten.

Autarke Insellösung für Wärme- und Stromproduktion auf der Wasserkuppe 2024

Das BHKW auf der Wasserkuppe werden die Rhöner in Kürze auf Holzhackschnitzel umstellen. Die Förderzusage zur Installation eines Holzvergasers hatten sie schon im Frühling 2023 erhalten.

Der gesamte Energiebedarf für die Flugschule und die Ferienhäuser auf der Wasserkuppe beträgt überschlagsweise etwa 1000 Festmeter Holz. Diese Menge wächst in einem Wald mit rund 100 ha nach. Es ist geplant, eine entsprechende Waldfläche des Waldsaums an der Wasserkuppe im Sinne einer vollkommen autarken Insellösung zu pachten, um so den gesamten Energiebedarf auf der Wasserkuppe inkl. der Mobilität aller Mitarbeiter CO2-neutral im Winter und weitestgehend CO2-frei im Sommer zu decken. Entsprechende Gespräche sind bereits geführt, die Umsetzung ist im zum Frühlingsbeginn 2024 nach der Schneeschmelze geplant.

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